Objekt des Monats Juli 2019
Das Objekt des Monats Juli ist wieder ein Neuzugang aus der Sammlung Stolz. Es handelt sich um eine Rechenscheibe – eine RONDA 190 (DBGM) der Firma Norma.
Die Firma Norma-Mechanik wurde 1959 durch Sigurt Boehm in Oberdorf bei Kempten/Allgäu gegründet. Rechenscheiben sind vom Prinzip her Rechenschieber, deren logarithmische Zahlstrahlen auf einer äußeren, festen und einer inneren, drehbaren Scheibe aufgezeichnet sind. Ihr Vorteil besteht darin, dass sie im Gegensatz zum Rechenstab, bei gleicher Skalenlänge, einen kleineren Platz benötigen. So entspricht die Skalenlänge unserer Ronda 190 mit 19 cm Durchmesser der eines ca. 55 cm langen Rechenstabes.
Die Ronda 190 besteht aus Aluminium und wurde in einem Kunstlederetui mit einem Benutzerhandbüchlein ausgeliefert. Norma-Mechanik repariert und produziert heute immer noch Rechenscheiben am Standort Kempten (Stand 2000). Im Jahre 1999 wurde die Ronda 190 mit 110.- DM im Verkaufsprospekt geführt. Auch Ersatzteile (Läufer, Etuis und Anleitungen) wurden angeboten.
Die Firma Norma stellte weitere Rechenscheiben für diverse Anwendungsbereiche her.
Unsere Ronda ist für allgemeine Rechenaufgaben ausgelegt. Desweiteren gab es noch die Technikus 100 (für technisch orientierte Rechenaufgaben), Grafia 100 und 190 (für Rechenaufgaben in der graphischen Industrie) sowie Gambrinus 100 und 190 (für Rechenaufgaben in der Bierbrauerei).
Welche Anwendungsmöglichkeiten hatte unsere Ronda?
- Multiplikation: Kettenmultiplikation war durch den kreisrunden Aufbau der „Endlosskala“ möglich (z.B. 6,24 x 40,1 x 35.9…..)
- Divison: Auch hier war eine Kettendivision möglich.
- Ergebnisse aus Division und Multiplikation.
- Kaufmännisches Rechnen mit Prozentrechnung, Zins und Zinseszins, Dreisatz….
- Umrechnungstabellen in englische Masseinheit und Währungskursberechnung, KW in PS.
- Rechner für Benzinverbrauch, Durchschnittsgeschwindigkeit, Fahrtkosten.
- Prozentrechnung, Aufschlags- und Abschlagsrechnung.
Welche Vor- und Nachteile hatte eine Rechenscheibe gegenüber einem Rechenstab?
Vorteilhaft ist die Tatsache, dass ein „Durchschlagen“ (Durchschieben) der „Zunge“ (bewegliche Skala des Rechenschiebers) konstruktiv weder möglich noch nötig ist; Skalenende und Skalenanfang des beweglichen Teils liegen am gleichen Ort: „Endlosskala“.
Überträge können sehr leicht behandelt werden.
Bei der Einstellung von Verhältnissen (z. B. beim Dreisatz) ist die Erstellung einer ununterbrochenen Tabelle von Werten möglich. Diese Eigenschaft machte die Rechenscheibe besonders im graphischen Gewerbe beliebt und wird heute noch von manchem geschätzt.
Die Genauigkeit bzw. Auflösung der Skalen steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Länge der Skalen. Durch die Anbringung der Skalen auf einer Kreisscheibe wird das Rechengerät sehr kompakt. Der Durchmesser einer Rechenscheibe beträgt ca. 1/3 der Länge eines Rechenschiebers.
Nachteilig ist, dass auf einer Rechenscheibe nur eine begrenzte Anzahl Sonderskalen angebracht werden kann, da einerseits der Platz beschränkt ist und andererseits die Länge der Skalen und damit ihre Auflösung/Genauigkeit zur Mitte der Scheibe abnimmt. Aus diesem Grunde wurden durchaus unterschiedlich skalierte Scheiben für spezielle Anwendungen hergestellt (kaufmännisches Rechnen und Kalkulieren, Prozentrechnung, Navigationsrechnung in Luft- und Seefahrt etc.). In der Luftfahrt finden spezielle Rechenscheiben bis heute Verwendung, die zur Berechnung von Größen wie Flugzeit, Geschwindigkeit oder Kraftstoffverbrauch dienen. Diese halten sich vermutlich aufgrund der Möglichkeit zur Einhandbedienung und der Unabhängigkeit von Batterien und der Ablesbarkeit verschiedener Varianten einer Lösung.
Wo befindet sich die Rechenscheibe?
Wer sich die Ronda 190 näher anschauen möchte, kann dies gerne donnerstags im Rahmen der Zuse-Vorführung tun oder unter Tel. 09131/8527027 einen Termin vereinbaren.
Adresse: RRZE, Martensstraße 1, 1.Stock, Im „ZUSE-Raum“, Zimmer. 1.009