Objekt des Monats Dezember 2019

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Schon im November widmeten wir uns dem Schnelldrucker Creed 1000. (Teil 1)

Nun folgt Teil 2:

Anschluss und Programmierung des Druckers Creed 1000 an der Zuse Z23.

Bisher hatten wir immer angenommen, der rechts abgebildete Anschlussschrank wäre für den Creed Drucker vorgesehen. Dass dieser Schrank an unserer Zuse im Einsatz war, bestätigt ein Inventarschild des Mathematischen Institutes der FAU und die Aufschrift „23/33“, wie sie auch an den Schränken des Trommelspeichers und des Rechenwerkes unserer Zuse aufgebracht ist. (Zuse Z23, Nr. 33).

Die 132-seitige Beschreibung der Zuse Z23, einschließlich der Peripheriegeräte, weist allerdings für den Creed Drucker ein kleines Unterbauschränkchen aus. In ihm ist die Elektronik verbaut, die das Handshake mit dem Prozessor regelt, und ein Pufferspeicher für 30 Datenbits. Das würde einem Platzbedarf von etwa 50 – 60 Steckkarten entsprechen.

Auch die in der Beschreibung angegebenen Außenmaße und das genannte Gewicht von ca. 100 kg passen nicht mit dem 151 cm hohen und 131 cm breiten Schrank in unserem Keller überein. Bei näherer Betrachtung sind in diesem Schrank etwa 150 Zuse-Steckkarten und eine Ringkernmatrix mit 30 Reihen a‘ 40 Ringkernen verbaut. Handelt es sich hierbei etwa um eine Sonderanfertigung mit großem Pufferspeicher für 40 Druckzeichen?

Die hohe Anzahl von Kabelsteckplätzen mit den Kabelnummern 659 – 666, 702, 703, 717 – 724 und 874 irritiert wiederum, da der Drucker nur seriellen Datenaustausch mit dem Rechner betrieb. Weiteres Stöbern in unseren Unterlagen ergab Klärendes, aber auch Widersprüchliches. So war aus dem Kabelbelegungsplan ersichtlich, dass nur zwei Kabel mit den Nummern 131 und 25 die Zuse mit der Steuerelektronik des Creed verbinden.

 

 

Auch die zusätzliche Bestückung des Zuse-Rechnerschrankes im unteren Bereich der Schranktüre „RII“ war in den Plänen eingezeichnet, verdrahtet und auf die beiden Stecker mit den Nummern 25 und 131 gelötet. So schied der Schrank aus dem Kellerarchiv als dem Creed Drucker zugehörig aus. Eine weitere Überlegung war nun, in unserem Außenlager in der Schallershofer Straße nach dem Verbleib des kleinen Schrankes zu suchen, denn hier lagert der große Drehstromumformer der Zuse mit seinen Anschlussschränken. Bis sich jedoch Zeit für einen Besuchstermin ergab, fand sich im Zuge der Recherche ein weiterer Plan in den Unterlagen.

In diesem Aufstellungsplan ist die gesamte Anlage unserer Zuse Z23 mit den Peripheriegeräten eingezeichnet. Neben dem Creed-Drucker sieht man hier auch einen Lochkartendoppler samt Anschlussschrank. Von dessen Existenz wussten wir bis jetzt noch nichts. Auch sein Verbleib liegt im Dunkeln, da er laut Bildmaterial auch nicht im Christian-Ernst Gymnasium aufgebaut war. Überraschenderweise ist in diesem Plan die Elektronik für den Creed so bemaßt, dass er mit einer Breite von 131 cm und einem Gewicht von 350 kg doch wieder auf den großen Schrank im Keller hinweist.

Der Lochkartendoppler:

Ein Ordner mit den gesamten Geschäftsunterlagen und Korrespondenzen, die die Uni mit der Zuse KG geführt hat, brachte nun folgendes ans Tageslicht: Zu unserer Zuse wurde für 125.000 DM eine Lochkarten Ein-und Ausgabeeinheit über einen Bull-Lochkartendoppler gekauft. Dieser hatte wiederum einen großen Schrank für die Ansteuerungselektronik, wie sie oben im Lageplan eingezeichnet ist.

Des Weiteren spricht ein großer Ringkernpufferspeicher und mehrere Datenkabel für 80 Bit paralleler Übertragung für den im Keller stehenden Schrank. Wirklich glücklich waren unsere Nutzer mit der am 24.9.1963 gelieferten Lochkartenanlage jedoch nie. Dies führte zu Streitigkeiten wegen der Reparaturkostenübernahme. Nach langwierigen und wiederholten Reparaturversuchen seitens der Zuse AG konstantierte Prof. Specht im März 1966, dass der Lochkartendoppler seit der Montage nie zuverlässig einsatzfähig war. Evtl. wurde er deshalb nicht vom Gymnasium übernommen und entsorgt.

Die „Entdeckung“

Der Besuch unseres Außenlagers gab dann die Gewissheit, dass der Kellerschrank für die Lochkarteneinheit gedacht war, denn hier fand sich nun endlich das kleine Anschlußschränkchen für den Creed-Schnelldrucker.

Nun ergibt sich folgendes Bild: Der kleine Zuse-Anschlussschrank versorgte den Creed-Schnelldrucker über ein 60-poliges Kabel mit den Ansteuersignalen und Daten. Im Drucker selbst ist keine Elektronik vorhanden. Das heißt, die Treiberbausteine für die Magnete sitzen in diesem Schrank.

Kabel 151 und 152 verbinden den Creed mit dem Anschlussschrank. Kabel 25 kommt von der Zuse und versorgt den Drucker seriell mit den Daten. Das Kabel 131 ist nicht ausgeführt.

 

 

Aus den Unterlagen zu unserer Zuse Z23 ist ersichtlich, dass der Schnelldrucker erst etwa 8 Monate nach der Rechenanlage geliefert und dessen Finanzierung teilweise durch private Spenden ermöglicht wurde. In den ersten 3 Monaten gab es Schwierigkeiten mit dem Wagenrücklauf und mit Kurzschlüssen in der Anschlusselektronik.

Die Programmierung des Creed 1000:

Da die Ein/-Ausgabekanäle bei der Zuse über Schnellspeicheradressen angesprochen werden, wurde für den Schnelldrucker die Adresse „0“ zum Datenaustausch festgelegt. So wie ein „UK15“ ein „U“mspeichern auf die „K“ernspeicheradresse „15“, also eine Ausgabe auf den Fernschreiber bewirkt, druckte ein „UK0“ auf dem Creed.

Zuvor musste aber das zu druckende Zeichen auf das Format der 5×5 Nadelmatrix codiert werden. Dazu nutzte man eine Übersetzungstabelle die mittels eines Lochstreifens aus der mitgelieferten Programmbibliothek auf die Trommel geschrieben wurde. Das Programm war allerdings recht langsam, was daran lag, dass die Tabelle auf dem Trommelspeicher abgelegt war und so, gegenüber dem Schnellspeicher, relativ lange Zugriffszeiten entstanden.

Die Community hilft sich:

Ausschnitt einer Briefkorrespondenz des Zuse-Betreuers Goos an die Zuse KG:Für den Creed Drucker habe ich jetzt ein vollständiges Druckprogramm angefertigt. Es umfasst 407 Trommelzellen und ist relativ adressiert. Zur Erhöhung der Ausgabegeschwindigkeit werden jeweils Teile des Programms in den Kernspeicher übertragen und dabei die Schnellspeicherzellen bis 98 benutzt. Falls ihre Firma daran Interesse hat, lassen Sie es mich bitte wissen.“ Daraufhin kam 3 Tage später eine positive Antwort.

Wo kann man das Objekt anschauen?:

Wer diesen Drucker sehen, bzw. die Z23 live erleben will, kann an einem Donnerstag zur Zuse-Vorführung vorbei schauen oder unter Tel. 09131/8527027 einen Termin vereinbaren.

Ausgestellt ist beides im RRZE, Martensstraße 1, 1.Stock, im „ZUSE-Raum“, 1.009